Copa & Sordes stellen uns ihre Arbeit«Magic Fence» vor. Die beiden arbeiten mit magischen Symbolen und «bauen» mit diesen einen Zaun um das älteste Kernkraftwerk der Welt, das AKW Beznau, das zusammen mit dem auf dem Gelände zwischengelagerten Atommüll geschützt werden soll. Das können wir sowohl als Kernkraftgegener wie als Befürworter naiv finden. Mit einem zwinkernden Auge zeigen uns Copa & Sordes aber auf, dass wir uns alle in einem Glaubenssystem befinden, das weit weg von Wissenschaftlichkeit und belegbarem Zahlenmaterial liegt. Der sorgsame und bewusste Umgang mit der Kernenergie ist für uns und zukünftige Generationen hingegen überlebenswichtig. Wie kennzeichnen wir zum Beispiel radioaktive Endlager für Menschen, die unsere Schrift nicht lesen können? Copa & Sordes stellen die Frage, ob angesichts der Langlebigkeit mythologischer Überlieferungen die Etablierung eines Atom-Kults von Nöten wäre, der die Menschen auch nach tausend Generationen vor unseren radioaktiven Endlagern warnt.
Andrea Müller kann mit diesem Ansatz nicht viel anfangen. Im Gegenteil, er findet diesen gefährlich. Andrea hat als Atomkraftwerkgegner der ersten Stunde und heute als Berater des Direktors des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI (Aufsichtsbehörde des Bundes für die nukleare Sicherheit und Sicherung der Schweizer Kernanlagen),
Kentnisse von verschiedenen Echo-Räumen. Er moniert, dass die Kernenergie seit den Protesten in Kaiseraugst zu Unrecht in Verruf geraten ist und seither nicht mehr objektiv und datenbasiert diskutiert werden kann. Die angebliche Gefährlichkeit einer Katastrophe, und das beweise sowohl Tschernobyl wie Fukushima, sei nicht die Strahlung, sondern die psychischen Folgen der Betroffenen, hervorgerufen durch Desinformation und Panikmache. Er ist sich sicher, dass die Kernenergie eine Zukunftsenergie ist, die uns hilft der Klimakrise entgegenzutreten.
Aus dem Publikum kam der Einwand, dass wir nicht nur über die Steigerung des Energieverbrauchs reden sollten. Mit dem bewussten Umgang von Ressourcen und der Entwicklung von alternativen Technologien könne man ebenso einen wichtigen Beitrag leisten.
Trotz der anfänglichen Gegensätzlichkeit der Ansätze wird in der Diskussion immer klarer, dass Andrea Müller wie Copa & Sordes etwas ähnliches wollen: Darüber reden! Das Thema an die Oberfläche holen und durch die Auseinandersetzung mit dieser und anderen Technologien einen bewussten Umgang schaffen.
stöckerselig (2019)